Materialien für Boden, Wände und Akustik

Die richtigen Materialien für die eigene Praxisfläche bei Neubau oder Umbau zu finden, ist nicht einfach. Denn die Auswahl und die Möglichkeiten, diese zu kombinieren, sind unüberschaubar. Wir möchten nachfolgend einige Produktgruppen vorstellen und deren Einsatzbereiche schildern.

Grundlage der Auswahl sind die Anforderungen, die an eine medizinische Praxisfläche gestellt werden. Neben der leichten Reinigung und der Beständigkeit gegen Desinfektionsmittel ist auch der Einsatzort maßgeblich. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der zunehmend Entscheidungen beeinflusst, ist die Umweltverträglichkeit. Auch hier lenken wir den Blick auf nachhaltige Produkte.

Materialien für den Boden

Die meisten Arztpraxen befinden sich in Mietobjekten. Daher ist die Veränderung der grundsätzlichen Bausubstanz nur in geringem Maße möglich. Beim Bodenbelag entscheiden sich die Möglichkeiten bereits bei der zur Verfügung stehenden Aufbauhöhe. Das heißt, dass Beläge, die mehr als einen bis eineinhalb Zentimeter (inklusive Spachtelmasse und Kleber) dick sind, oft nicht eingebaut werden können. Materialien wie Natursteinplatten und Fliesen fallen dadurch heraus, da sie meist Aufbauhöhen von zwei bis drei Zentimetern benötigen. 

Vinyl-Boden

Ein gängiges Material für Bodenflächen in Praxen und Kliniken ist ein Vinyl-Belag. Es handelt sich um einen Kunststoffbelag, der wahlweise als Bahnenware (flächig und fugenlos) oder als Planke bzw. Fliese angeboten wird. Die Einsatzbereiche reichen von Empfangs- und Warteräumen bis hin zu Reinraum-Bereichen mit OPs und Laboren. Es gibt sie in vielen verschiedenen Farben und Mustern. So imitieren sie bereits auf einem hohem Niveau Holz- und Steinböden. Dabei erfüllen sie sowohl die Anforderung an eine intensive Nutzung als auch die Maßgaben an Gesundheit wie die Schadstoffkonzentration. Es ist immer wichtig, auf die entsprechenden Siegel zu achten und die Zertifizierungen des jeweiligen Produkts zu prüfen. Zudem setzen bereits zahlreiche Hersteller auf Nachhaltigkeit; das reicht von der Verringerung des CO2-Ausstoßes, höhere Anteile der Verwendung von Recyclingmaterial bis hin zur Rücknahme und Wiederverwendung des alten Materials. Es gibt aber auch Alternativen zum klassischen Vinyl-Boden.

Linoleum

Linoleum verbinden viele Menschen mit dem typischen Eigengeruch. Der Belag besteht bis zu 98 % aus organischen und mineralischen Rohstoffen wie Leinöl, Holz, Kalkstein, Jute und Harz. Der durch diese Stoffe entstehende Geruch verflüchtigt sich jedoch nach nur wenigen Wochen. Das Material hat weitere gute Eigenschaften wie beispielsweise eine sehr hohe Langlebigkeit. Es ist unter anderem schwer entflammbar (wichtig für mögliche Brandschutzanforderungen), rutschhemmend, antibakteriell, antistatisch, fugenlos verarbeitbar und es ist in vielen Formen für den Einsatz in Arztpraxen bis hin zu Kliniken zugelassen. Bitte beachten Sie, dass das ausgesuchte Material für den jeweiligen Einsatzbereich zugelassen sein muss.

Materialien für die Wand

Weiße Wände sind einfach und vertraut, aber sie geben wenig Möglichkeiten, eine angenehme und individuelle Atmosphäre zu schaffen. Auch wenn Patientinnen und Patienten meist von allein kommen, kann der Fokus daraufgesetzt werden, mit Farbe und Material Wohlbefinden und Vertrauen zu vermitteln. Zudem wird auch das Personal positiv beeinflusst und im Zuge der Personalknappheit ist das ein zunehmend wichtiger Aspekt.

Farben

Ähnlich einfach wie weiße Wände ist es, Farbe zu verwenden. Das können beispielsweise helle Töne in Grau- und Creme-­Nuancen sein. Vollflächig aufgetragen, geben sie der Praxis bereits eine angenehme Grundstimmung. Um Akzente zu setzen oder Bereiche hervorzuheben (im besten Fall innerhalb eines durchdachten Farb- und Materialkonzepts), sind kräftige Farben das einfachste Mittel. Hier reicht die Produktpalette von Farben der gängigen Hersteller bis hin zu sehr hochwertigen Farben, bei denen auf natürliche und reichhaltige Pigmente gesetzt wird. Ein wichtiger Hinweis zum Untergrund: Farbige Wände und Decken wirken am besten auf glatten Untergründen und nicht auf Strukturtapeten wie Raufaser.

Tapeten

Einen Schritt weiter in der Innenraumgestaltung können hochwertige Tapeten zum Einsatz kommen. Motiv-­Tapeten dienen in der Regel als Akzentsetzung im Zusammenhang mit Einrichtungsgegenständen und Einbaumöbeln. Mit ihnen lassen sich auch wunderbar Bereiche hervorheben wie beispielweise Warte­nischen oder eine Highlight-Wand im Untersuchungsraum. Es steht eine Vielzahl an Qualitätsunterschieden und Motiven zur Verfügung. Es gibt sogar Tapeten, die in Reinräumen eingesetzt werden können und komplett nass abwischbar sind.

Für eine noch größere Behaglichkeit können Stoffe sorgen. So  ist es möglich, Bereiche mittels Stofftapete zu veredeln. Diese können auch Ton-in-Ton mit der passenden Wandfarbe oder Möbeln gewählt werden. Der hochwertige Einsatz der Stofftapete wird wahrgenommen – auch wenn dies oft nur unbewusst geschieht. 

Vorhänge

Stoffe als Vorhänge sind mittlerweile keine Ausnahme mehr. Sie haben sich aus der Schublade der veralteten und überholten Materialien gelöst und die heutigen Qualitäten in Struktur und Farbpalette sind hochwertig und abwechslungsreich. Wichtig ist sowohl die Verarbeitung als auch die Aufhängung. Ein kleiner Tipp: Der Vorhang hat einen schönen und modernen Faltenwurf, wenn ein Wellenband und ein Wellenabstandshalter verarbeitet werden. 

Materialien für die Akustik

Eine gute Akustik ist in allen Räumen, in denen viele Menschen zusammenkommen, wichtig. So zählen Akustikdecken bereits als Standard; aber bei der Optik und der Qualität gibt es weiterhin große Unterschiede. Wer die Praxisräume gestalten möchte, kann dieses Thema schon im Vorfeld aufgreifen. Zu empfehlen sind Lochdecken aus Gipskartonplatten. Diese bieten einen hohen Schallschutz und können mit eingebauten Leuchten den Raum gestalterisch prägen. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei Neugestaltungen von Praxisflächen oft bereits Trockenbauer für Wände am Werk sind. Die Montage von Akustikdecken fällt in deren Aufgabengebiet und kann direkt mitgemacht werden. 

Materialien modernisieren

Es gibt auch Entwicklungen, die altbekannte Materialien modernisieren und so auch für die Innenraum­gestaltung interessant machen. Dazu zählen beispielsweise Holzwolle-Leichtbauplatten, durch ihre typische Oberflächenstruktur auch bekannt als Sauerkrautplatte. Sie sind formstabil, fest und können dadurch unkompliziert eingebaut werden. Durch ihre gute schalldämmende Wirkung werden sie mittlerweile auch als sichtbare Akustikmaßnahme eingesetzt. Es gibt Firmen, die sich einem modernen Design verschrieben haben und eine große Palette an gestalterischen Möglichkeiten bieten. So gibt es Lösungen sowohl für Decken als auch für Wände; es gibt Platten, die eine homogene Fläche erzeugen genauso wie expressivere Strukturen und Farben. 

Paneele

Ein weiteres Feld, mit dem die Raumakustik verbessert werden kann, ist das punktuelle Einsetzen von Paneelen. Sie können einzelne Bereiche verbessern, bei denen es sehr wichtig ist, wie z. B. an der Anmeldung und im Wartebereich. Sogenannte Schallabsorber oder auch Deckenabsorber können in kleinen Flächen direkt da aufgehängt werden, wo die Schallquelle liegt. Generell gilt eine Aufhängung an der Decke als effizienter als an der Wand. Fällt die Wahl auf Deckenabsorber, könnten diese die Beleuchtung verdecken. Für diesen Zweck gibt es Produkte, die in die Leuchten eingesetzt werden können. 

Akustikpaneele in Holzlamellen-­Optik sind mittlerweile ein weitverbreitetes Design-Element. Sie verbinden eine günstige Schalldämmung mit dem natürlichen Baustoff Holz. Letzterer sorgt immer für eine Verbesserung des Wohlbefindens, da der Mensch auf natürliche Materialien reagiert und sie unbewusst wahrnimmt. Wie auch alle anderen Wandabsorber können sie Bereiche als Akzent hervorheben.

Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, die eigenen Praxisräume zu verschönern und damit allen Anwesenden ein besseres Gefühl zu vermitteln. Bei Neuplanungen ist das von vorneherein ein Thema, da Sie sich generell mit dem Erscheinungsbild Ihrer Praxis auseinandersetzen müssen. In bestehenden Praxen können auch im laufenden Betrieb Verbesserungen erfolgen; das muss lediglich gut organisiert sein. Damit gibt es kaum noch Gründe, eine eintönige, ggf. veraltete Praxis zu besuchen. Holen Sie sich Unterstützung und dann wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der Ideenfindung für Ihre Praxis.

Anja Knoop
Dipl.-Ing. (FH) Architektin
atmosphäre bommert . knoop . 
architekten PartGmbB
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