Mit dem 10-Punkte-Plan zur höheren Mitarbeiterzufriedenheit

„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“ Diese Aussage des Unternehmers und Politikers Philip Rosenthal (1916–2001) trifft besonders in der Welt des Geschäftslebens zu. Mit anderen Worten: Stillstand ist Rückschritt! In einer sich schnell wandelnden Geschäftswelt muss die Unternehmerin oder der Unternehmer – also die Praxisinhaberin oder der Praxisinhaber – Schritt halten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig gilt es, zwei Zielgruppen bedienen, um am Markt erfolgreich zu agieren: Patientenschaft und Praxisteam. Und die Bedürfnisse beider Zielgruppen ändern sich stetig.


„Mitarbeiter sind das wertvollste Gut eines Unternehmens und damit auch das wichtigste Erfolgskapital.“

Werner Niefer (1928–1993), ehemaliger Vorstands­vorsitzender der Mercedes-Benz AG


Zufriedene Mitarbeitende leisten mehr, sind seltener krank und haben weniger Bestrebungen, das Unternehmen zu verlassen. Es lohnt sich also, das Themenfeld „Mitarbeiterzufriedenheit“ näher zu beleuchten.

Was wollen Mitarbeitende wirklich?

Es gibt einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Mitarbeitermotivation und Arbeitsleistung. Motiviertes Personal hat mehr Freude bei der Arbeit. Auf der Wunschliste der Arbeitnehmenden stehen zwei Punkte ganz oben: Wertschätzung und Entlohnung. Mitarbeitende werden motiviert, indem man ihnen Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete Arbeit zukommen lässt und indem man sie angemessen bezahlt. Angemessen bedeutet branchenüblich, standortüblich und gemessen daran, wie sich die aktuelle Arbeitsmarktsituation (Fachkräftemangel oder -überschuss) darstellt. Neben attraktiven Monatsgehältern sind auch finanzielle Gratifikationen in Form von Prämien und Boni am Jahresende sowie die Bezahlung von Weiterbildungsmaßnahmen geeignet, Personal zu motivieren und an die Praxis zu binden. 

Aus Mitarbeitersicht ist eine angemessene Entlohnung wichtig, aber Geld ist nicht alles. Befragungen zufolge suchen Mitarbeitende in erster Linie ein wertschätzendes Arbeitsklima, die Möglichkeit der Selbstverwirklichung, einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz und ein angenehmes Arbeitsumfeld, flexible Arbeitszeitmodelle sowie ein gutes Betriebsklima. Insbesondere junge Leute wechseln heutzutage häufig ihren Arbeitsplatz. Aber auch Arbeitnehmende mittleren Alters haben eine zunehmende Bereitschaft, ihren Job zu wechseln. Das führt auf der Seite der Unternehmen zu höheren Personalausgaben und dazu, dass mehr Ressourcen – Zeit und Geld – darauf verwendet werden müssen, um vakante Stellen neu zu besetzen. Von daher ist es insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels strategisch klüger, qualifiziertes Personal langfristig im Unternehmen zu binden. 

Befragung: Erfassung der Mitarbeiterzufriedenheit
  

  • Was wünschen sich meine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um zufrieden zu sein? 
  • Wie kann ich meinen Mitarbeitenden zeigen, dass sie mir als Chefin bzw. Chef wichtig sind? 

Wenn Sie zufriedene Mitarbeitende haben möchten, sollten Sie herausfinden, wie es um die Zufriedenheit Ihres Personals derzeit steht. Die direkte Befragung erweist sich als die geeignetste Methode, detaillierte Erkenntnisse über die Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu erlangen und die Mitarbeitenden am entstehenden Verbesserungsprozess zu beteiligen. Bei einer regelmäßigen Personalbefragung können Probleme erkannt und zeitnah gelöst werden. 

Mithilfe der Befragung lässt sich sehr gut ein Bild der Mitarbeitenden von der eigenen Praxis ermitteln hinsichtlich Zufriedenheit, Motivation und Klima. Ziel der Befragung ist es, Einschätzungen zum Arbeitsumfeld, über die Zusammenarbeit im Team und bezüglich der Praxisführung zu erhalten. Die anonyme Mitarbeiter­befragung umfasst folgende Themenfelder: 

  • Arbeitsaufgaben: Persönliche Einschätzung der eigenen beruflichen Situation
  • Arbeitszeit: Wünsche hinsichtlich Arbeitszeit und Dienstplanung 
  • Arbeitsbereich: Organisation der Arbeitsabläufe 
  • Arbeitsklima: Verhältnis zur Praxisinhaberin bzw. zum Praxisinhaber (Führungsstil) und zu Kolleginnen und Kollegen 
  • Arbeitszufriedenheit: Ist die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter loyal oder wechselwillig? 
     
10-Punkte-Plan zur Mitarbeiterzufriedenheit

Unabhängig von den Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung können folgende Maßnahmen helfen – neben einer fairen Entlohnung –, die Mitarbeitenden zu motivieren und ihre Arbeitszufriedenheit zu steigern: 

1. Kommunikation:

Eine offene, respektvolle und wertschätzende Kommunikationskultur schafft einen Teamgeist beim Personal und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Durch diesen Zusammenhalt identifizieren sich die Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber und wollen Dinge gemeinsam voranbringen. 

2. Feedback:

Geben Sie Ihren Mitarbeitenden Spielraum für individuelle Vorschläge, Anregungen und Ideen. Pflegen Sie eine Feedback-Kultur, um entstehende Probleme, Sorgen oder Anliegen frühzeitig zu entdecken und zu klären und Ihr Personal auf dem Laufenden zu halten. Gleichzeitig erhalten Sie dadurch die Möglichkeit, Ihr Team zu loben oder auf Verbesserungspotenzial aufmerksam zu machen. 

3. Wertschätzung:

Sprechen Sie immer wieder Anerkennung und Lob aus! Es kommt bei den Mitarbeitenden positiv an, wird als Wertschätzung aufgenommen und erhöht die Leistungsbereitschaft des Personals. 

4. Weiterbildung:

Wichtig für die Zufriedenheit sind auch Bildungsangebote zur persönlichen Weiterentwicklung. Weiterbildung ist immer ein aktueller Motivationsfaktor und muss nicht viel kosten. Eine Investition in das Wissen und die Fähigkeiten Ihrer Fachkräfte lohnt sich immer. 

5. Arbeitszeit:

Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein wichtiger Motivationsfaktor, mit dem die Praxisinhaberin oder der Praxisinhaber insbesondere das Personal binden kann. Beispielsweise suchen Mütter nach der Familiengründung die Rückkehr in den Beruf, sind aber oft zeitlich gebunden durch Kindergarten, Schule etc. Flexible Arbeitszeiten gehen auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein und erhöhen so die Loyalität zum Arbeitgeber. 

6. Teambuilding:

Veranstalten Sie Team-Events, denn Ihr Personal soll sich nicht nur auf einer professionellen, sondern auch auf einer persönlichen Ebene verstehen. Unternehmen sie einmal im Vierteljahr etwas mit Ihrem Praxisteam, z. B. Eisessen im Sommer, ein gemeinsamer Kinobesuch im Herbst, Pizzaessen im Winter, ein Teambuilding-Seminar im Frühjahr. Lassen Sie sich etwas einfallen! Für den Spaß bei der Arbeit sorgt insbesondere das Betriebsklima – sowohl das Verhältnis zur Chefin oder zum Chef als auch zu den Kolleginnen und Kollegen. 

7. Verantwortung:

Setzen Sie Ihre Mitarbeitenden in Arbeitsbereichen ein, in denen sie ihr volles Potenzial entfalten, Stärken einbringen und Neigungen ausleben können. Jede und jeder hat Gaben und Neigungen, die es im Personalgespräch auszuloten gilt. Assistiert die Medizinische Fachangestellte (MFA) gerne am Behandlungsstuhl oder arbeitet sie lieber an der Rezeption und kümmert sich parallel gerne um administrative Dinge? 

8. Transparenz:

Wer macht was? Klar formulierte Verantwortungsbereiche erhöhen die Eigenverantwortlichkeit und vereinfachen die Ansprache der Chefin oder des Chefs. Das schafft Transparenz in der Praxis, fördert das Teamwork und ermöglicht eine kontrollierte bzw. gezielte Delegierung von Aufgaben durch die Ärztin oder den Arzt an das Praxispersonal. Dazu gilt es, vorab klare Zuständigkeiten zu definieren. 

9. Sinnstiftung:

Nach der sogenannten intrinsischen Motivation tun Menschen Dinge, weil diese ihnen Spaß bereiten, sie daran interessiert sind, sie für sinnvoll erachten oder darin eine Herausforderung sehen. Das heißt im Umkehrschluss für den Arbeitgeber, dass in diesen Fällen viele Anreizsysteme nicht gut greifen. Heilberufe werden generell für sinnvoll erachtet und die in dieser Branche tätigen Menschen haben den Beruf in der Regel ergriffen, weil es sie interessiert. Als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber gilt es, zu eruieren, wie die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden können, damit sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, z. B. indem sie sich bei der Gestaltung des beruflichen Umfelds bzw. Arbeitsplatzes einbringen können. 

10. Karriere:

Die Aussicht auf beruflichen Aufstieg kann wegen der flachen Hierarchie in einer Arztpraxis nahezu vernachlässigt werden. Sollten Sie eine Praxismanagerin oder einen Praxismanager beschäftigen, gilt es, zu eruieren, wer vom Personal als Nachfolger infrage käme und diese Person entsprechend mittelfristig aufzubauen.

 

Fazit

Sowohl die Patienten- als auch die Mitarbeiterzufriedenheit sind zwei der wichtigsten Kennzahlen und der Kern einer langfristig erfolgreichen Arztpraxis. Je zufriedener das Personal, desto höher sind die Arbeitsproduktivität und die Loyalität zum Unternehmen. In Zeiten des Fachkräftemangels kommt der Bindung und der Motivation der Mitarbeitenden ein besonders hoher Stellenwert zu. 

Zufriedenes Personal sorgt für ein gutes Betriebsklima, wodurch die Arbeit allen mehr Spaß macht. Denken Sie daran, dass Ihre Mitarbeitenden ein sehr wertvolles Gut in Ihrer Praxis sind, ohne die Sie sich nicht auf die Behandlung Ihrer Patientinnen und Patienten konzentrieren könnten. Wer als Praxisinhaberin oder -inhaber bei der Mitarbeiterzufriedenheit sparen möchte, schadet letztlich nur sich selbst.

Uwe Zoske
Beratung für Heilberufe med3 Beratung für Heilberufe
Alexander-Diehl-Str. 12
D-55130 Mainz
06131-9125677
zoske@med3.net
www.med3.net

Interessiert an neuen Fortbildungen oder Abrechnungstipps?

Abonnieren Sie unseren Infoletter.
 

Zur Infoletter-Anmeldung

x
Newsletter-Anmeldung