VDÄPC: Zahlen, Fakten, Entwicklungen in der ästhetisch-plastischen Chirurgie

Die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) veröffentlichte am 20. Mai 2022 auf der Jahrespressekonferenz in Berlin ihre neue Operations- und Behandlungsstatistik 2022. „Die Ergebnisse der größten deutschen Ärztebefragung auf diesem Gebiet für das zweite Coronajahr sind eindeutig“, so Dr. Steffen Handstein, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie und VDÄPC-Präsident. „Die VDÄPC verzeichnet den Anstieg aller ästhetischen Behandlungen von rund 15 Prozent.“ Besonders gefragt sind Behandlungen mit Botulinumtoxin, Hyaluron und Fillern. Ebenso werden insbesondere Fettabsaugungen bei Frauen und Männern im zweiten Pandemiejahr vermehrt nachgefragt. Motivationsfaktoren wie Homeoffice, Masketragen und Videokonferenzen sind weiterhin ansteigend. Des Weiteren beobachtet die Fachgesellschaft die Entwicklung hin zu differenzierten Wünschen zur Definierung der Körperform.

Zitierweise: HAUT 2022;33(3):124-128.

Ästhetisch-plastische Chirurgie im zweiten Pandemiejahr

Die Gesamtzahl der ästhetischen Eingriffe ist laut VDÄPC-Statistik 2022 um rund 15 Prozent angestiegen, nämlich von 81.516 Eingriffen im Vorjahr auf 93.853 Operationen bei den VDÄPC-Mitgliedern. „Die Zeit der Lockdowns hat sich auch auf die sogenannten Schönheitsoperationen ausgewirkt“, erläutert Dr. Handstein. „Meine Patientinnen und Patienten äußern häufig den Wunsch, wieder so auszusehen wie vor Corona.“

Viele Menschen fühlten sich zwar noch müde und erschöpft, aber der Wunsch, sich zu zeigen und im ganz normalen Alltag – beruflich und privat – ansprechend auszu­sehen, sei wieder stark im Kommen, so Handstein. In der Behandlungsstatistik 2022 sind die Behandlungen im Gesicht, wie auch im Vorjahr, die Spitzenreiter. Auf Platz eins befinden sich, wie auch im Vorjahr, die Falten­unterspritzungen mit Botulinumtoxin mit 27.018 Eingriffen. Auf dem zweiten Platz folgen die Behandlungen mit Hyaluron und Fillern mit 21.574 Eingriffen. An dritter Stelle befinden sich, wie auch im Jahr zuvor, die Fettabsaugungen, die für 2021 mit einem Anstieg von 32,6 Prozent bei Frauen und Männern aufwarten können. Auf Platz vier befinden sich die Lippenkorrekturen mit einem Zuwachs von 25,7 Prozent. Abgerundet werden die TOP 5 mit den Brustvergrößerungen, wie auch im Jahr davor. Die Nachfrage nach diesem Eingriff ist im zweiten Coronajahr jedoch um rund 22 Prozent gestiegen. 

Besonders nachgefragt: die minimalinvasiven Eingriffe

2021 hat die Nachfrage nach den sogenannten minimalinvasiven Behandlungen bei Frauen und Männern im Vorjahresvergleich um 13,8 Prozent zugenommen. „Gerade in Krisenzeiten wünschen sich viele eine frische und wache Ausstrahlung, um den Alltag erfolgreich zu meistern“, erläutert Dr. Handstein. „Oft sind es nur Feinheiten wie beispielsweise kleine Fältchen um Mund und Augen, die verjüngt und aufgefrischt werden.“ So sind die Behandlungen mit Hyaluronsäure insgesamt um rund 15 Prozent gestiegen und die Faltenunterspritzung mit Botulinumtoxin erhöhte sich bei beiden Geschlechtern um 11,5 Prozent. Dazu erläutert Dr. Uwe von Fritschen, Kongresspräsident der VDÄPC: „Behandlungen mit Botulinumtoxin, Hyaluron und Fillern werden mittlerweile quer durch alle Bevölkerungsschichten in Anspruch genommen, um ein ebenmäßiges und harmonisches Gesamtbild zu erzielen.“ Die VDÄPC empfiehlt, bei der Wahl des Spezialisten immer auf den Facharzttitel achten. „Aufgrund der gestiegenen Nachfrage entstehen vermehrt Anbieter­ketten im Bereich der minimalinvasiven Eingriffe, bei denen sowohl die fachärztliche Beratung als auch die medizinische Nachsorge oft nicht gegeben sein können“, erklärt von Fritschen. 

Frauen wählen natürliche Lippenkorrekturen

Bei den Frauen erfreuen sich insbesondere die Lippenkorrekturen mit einem Anstieg von 26,4 Prozent großer Beliebtheit. „Frauen achten bei der Lippenkorrektur auf einen sehr natürlichen Look“, weiß Dr. Helge Jens, Vorstandsmitglied der DGÄPC (Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chi­rurgie). „Mit kleinen Eingriffen kann man viel erreichen“, so der Facharzt. Ebenso wählen viele Frauen die sanften Faltenunterspritzungen mit Hyaluronsäure und Fillern für natürlich aussehende Nuancen, was sich in einem Anstieg von 14,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar macht.  

Mimikfalten bei Männern 

Auch bei den Männern beobachtet die VDÄPC eine steigende Nachfrage nach Optimierung bestimmter Gesichtspartien. Die VDÄPC-Statistik verzeichnet im Vorjahresvergleich eine Steigerung um 24,4 Prozent bei den minimalinvasiven Behandlungen bei Männern. „Neben der klassischen Jawline-Konturierung spielt bei den Männern nun vermehrt auch die Bekämpfung von Mimik­falten, beispielsweise der Zornesfalte, eine tragende Rolle“, verdeutlicht Dr. Jens. Die VDÄPC-Statistik bestätigt diese Entwicklung mit dem Anstieg der Botulinum­toxin-Behandlungen um 30,6 Prozent.  

Wieder mehr ästhetisch-plastische Eingriffe

Auch die ästhetisch-plastischen Eingriffe sind 2021 wieder angestiegen, nämlich um rund 17 Prozent. Auffallend im zweiten Coronajahr ist die vermehrte Durchführung von Fettabsaugungen bei beiden Geschlechtern, Anstieg bei Frauen um 31,5 Prozent und bei Männern um 36,3 Prozent. „Besonders das Homeoffice hat zur Gewichtszunahme beigetragen“, erklärt Dr. Handstein diese Entwicklung. Jedoch, so der Facharzt, träfen viele Faktoren aufeinander, denn ratsam sei eine Fettabsaugung erst, wenn auch sportliche Betätigung und eine Diät bestimmte Fettpölsterchen nicht verschwinden lassen.

Ausblick

Des Weiteren beobachtet die Fachgesellschaft eine Entwicklung hin zu gezielten Kombibehandlungen zur Optimierung der Körpersilhouette. „Nach unserer Einschätzung sind fast zwei Drittel der Patientinnen und Patienten anspruchsvoller geworden“, so der VDÄPC-Präsident. „Die Körperformung mithilfe von Liposuktion und Lipofilling für eine ebenmäßige Figur bestimmt die Wünsche Vieler.“ 

Die VDÄPC-Studie macht deutlich, dass sich die pandemie­bedingten, weiterhin steigenden Motivationsfaktoren für einen ästhetischen Eingriff, zum Beispiel Homeoffice und Videokonferenzen, auch in Zukunft konsolidieren werden. 

Dr. Handstein geht darüber hinaus davon aus, dass die Patientinnen und Patienten auch Aspekte der Nachhaltigkeit als Kriterium bei der Arztwahl einbinden werden. „Letztlich ist die Orientierung an der Nachhaltigkeit auch in der ästhetisch-plastischen Chi­rurgie eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“ 

Zudem beschreibt Dr. Handstein eine wirtschaftliche Veränderung: „Wir erwarten, dass sich bei steigender Inflationsrate auch die ästhetischen Eingriffe verteuern werden.“

Information

Die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) ist die größte Fachgesellschaft ästhetischer Chi­rurgen in Deutschland. Die Mitglieder der VDÄPC sind sowohl niedergelassene Ärzte als auch Klinikärzte auf dem Fachgebiet plastische und ästhetische Chirurgie. Die Mitglieder der VDÄPC müssen sich über die Ausbildung zum Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie hinaus kontinuierlich weiterbilden, um das fachliche Wissen und die praktischen Fertigkeiten auf einem konstant hohen und aktuellen Niveau zu halten.

Quelle: Alexandra Schweickardt, VDÄPC.

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