Die Basisversorgung verbessern: "DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz II"

Die „DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz II - Für eine fachübergreifende Verbesserung der Primärversorgung“ wird verlängert. Ziel ist es, die Basisversorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Kopfschmerzen, allen voran Migräne, zu verbessern.

Die Initiative wurde im vorigen Jahr von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) mit Unterstützung von Sponsoren* gegründet. Da Migräne besonders Frauen betrifft, kooperiert die DGS mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e. V., um auch in dieser Fachgruppe das Bewusstsein für die Erkrankung zu verstärken.

In Deutschland sind pro Tag mehr als 900.000 Menschen von Migräne betroffen, 100.000 Personen sind pro Tag aufgrund ihrer Migräne arbeitsunfähig und bettlägerig.1 Laut WHO steht die Migräne auf Platz 1 der am schwersten behindernden Erkrankungen bis zum 50. Lebensjahr, insbesondere bei Frauen.2

Die Einjahres-Prävalenz der Migräne ist bei Frauen im reproduktiven Alter deutlich höher als bei gleichaltrigen Männern (18 vs. 6 %).3 Neben Fachkräften in der allgemein- und schmerzmedizinischen Versorgung sind daher auch Gynäkologinnen und Gynäkologen eine wichtige Anlauf­stelle für Betroffene. Ziel der Maßnahmen ist es, Primärversorgern die Diagnostik und Therapie von Kopfschmerzerkrankungen gerade fachübergreifend zu erleichtern.

Frühen Zugang zu effektiven Therapien ermöglichen

In der Akuttherapie ist ein häufiges Problem der Medikamentenübergebrauch. Hier gilt die sogenannte 2/3/10-Regel, nach der die Einnahme von Schmerzmitteln auf alle zwei Stunden an maximal drei aufeinanderfolgenden Tagen und auf maximal 10 Tage im Monat begrenzt werden sollte. Eine medikamentöse Prophylaxe ist bei mehr als vier Migränetagen pro Monat indiziert. 

Langer Leidensweg zur spezifischen Prophylaxe

Die Verordnung einer spezifischen Prophylaxe mit den kausal wirksamen und meist gut verträglichen monoklonalen Antikörpern (mAK) gegen CGRP-Rezeptoren ist bisher jedoch erst nach Versagen der unspezifischen Prophylaktika möglich. Hier sieht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin Handlungsbedarf. Betroffene sollten so früh wie möglich Zugang zu einer effektiven Therapie bekommen können.

In bestimmten Fällen chronischer ­Migräne könne außerdem Botox das Mittel der Wahl sein. Eine gute Wirksamkeit haben auch nichtmedikamentöse Verfahren wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, die allerdings zu selten zum Einsatz kommen, so PD Dr. Michael A. Überall, Vizepräsident der DGS.

PraxisLeitlinie  „Primäre Kopfschmerzerkrankungen“
Detaillierte Informationen sowie einen Therapiealgorithmus für die medikamentöse Therapie und Prophylaxe finden Versorgerinnen und Versorger in der PraxisLeitlinie „Primäre Kopfschmerzerkrankungen“ sowie in der dazugehörigen Kurzfassung, dem PraxisLeitfaden „Medikamentöse Akut­therapie und Prophylaxe der Migräne bei Erwachsenen“. Die Publikationen sind Ergebnis der DGS-Initiative Kopfschmerz PraxisLeitlinie. Neben Publikationen wie der PraxisLeitlinie und dem PraxisLeitfaden sollen auch CME-zertifizierte Fortbildungsangebote Primärversorgern im Behandlungsalltag helfen. Zusätzlich ist eine Literaturplattform zur aktuellen Evidenz in der Behandlung chronischer Kopfschmerzen geplant.


Kooperation mit Deutscher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

„Da Migräne häufig hormonell beeinflusst wird und Gynäkologinnen und Gynäkologen für junge Frauen oft die primären ärztlichen Ansprechpartner sind, freuen wir uns über die Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)“, so Horlemann. „Wir werden einige der Aktivitäten gemeinsam umsetzen, um diese wichtige Zielgruppe der Gynäkologinnen und Gynäkologen zu erreichen“, schließt Horlemann.

 


*Die Initiative wird von AbbVie, Novartis und TEVA über eine Poolfinanzierung gefördert.



Literatur:
1 Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS). DGS-Praxisleitfaden: Medikamentöse Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne bei Erwachsenen. Berlin 2023.
2 Steiner TJ et al. J Headache Pain. 2018; 19(1): 17. 
DOI: 10.1186/s10194-018-0846-2
3 Stewart WF et al. Jama 1992;267(1): 64-69.

 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS)

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