In den Wechseljahren auf die gezielte Nährstoffversorgung achten

Vitamine und Mineralstoffe zählen zu den Biofaktoren, die eine gesundheitsfördernde oder krankheitsvorbeugende biologische Aktivität besitzen – so auch in den Wechseljahren. Statt pauschal Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, sollten betroffene Frauen besser auf die Versorgung mit ausgewählten Biofaktoren achten, deren Nutzen auch durch Studien belegt ist.

Bekanntermaßen erhöht sich postmenopausal das Osteoporose-Risiko. Ebenfalls bekannt ist die Aufgabe von Calcium für die Knochengesundheit. Allerdings wird laut Leitlinie des Deutschen Verbandes für Osteologie von einer pauschalen Calciumsupplementierung abgeraten,1 da eine Hypercalcämie das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Nierensteine erhöhen kann.2,3 Auch Prof. Stefan Pilz, Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie am LKH-Universitätsklinikum Graz und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Gesellschaft für Biofaktoren, betont die Notwendigkeit der individuellen Osteoporose-Prophylaxe. „Postmenopausale Frauen sollten 1.000 mg Calcium täglich aufnehmen, allerdings über calciumreiche Lebensmittel. Eine Supplementierung wird nur bei nachgewiesenem Mangel oder unter Bisphosphonat- und Denosumab-Therapie empfohlen“, betont Pilz.

WAS BEWIRKT MAGNESIUM?13 In Kombination mit Vitamin D3 kann Magnesium14 die Aktivität der Osteoklasten hemmen und die der Osteoblasten erhöhen und so Wirbelkörper- und Hüftgelenksbrüchen entgegenwirken.15 Weiterhin werden proinflammatorische Zytokine in Schach gehalten, was neben dem knochenschützenden Effekt zu einer reduzierten Schmerzsymptomatik führen kann.16

Frauen im Klimakterium können zudem von den positiven Magnesiumeffekten auf Hypertonie, Herzrhythmusstörungen und andere Herzerkrankungen, metabolisches Syndrom und unspezifische Beschwerden wie Leistungsminderung, Schlafstörungen, reduzierte Stresstoleranz und Chronic-Fatigue-Syndrom profitieren.

Auf den Vitamin-D3-Status achten

Der Nutzen des Biofaktors Vitamin D3 in Prävention und Therapie der Osteoporose ist gut dokumentiert:

  • Vitamin D3 wirkt positiv auf die Muskelfunktion und mindert das Sturzrisiko4 und die Frakturrate.5–7
  • Vitamin-D3-Supplemente reduzieren signifikant die Sturzrate bei Senioren.8
  • Vitamin-D3-Supplemente können die Wirkung von Bisphosphonat verbessern.

Übrigens können entsprechend betroffene Frauen im Klimakterium auch von positiven Vitamin-D3-Effekten bei Herz-Kreislaufstörungen, Typ-2-Diabetes und Krebserkrankungen profitieren.9–11

„Zur Supplementierung werden 800 bis 1.000 IE Vitamin D3 empfohlen, bei anhaltendem Mangel oder bei Patienten mit Resorptionsstörungen sind mitunter höhere Vitamin-D3-Dosen bis 4.000 IE zur Zielwerterreichung einer 25-Hydroxy-­Vitamin-D3-Serumkonzentration von oberhalb 50 nmol/l nötig“, so Pilz.12

Mentale Gesundheit? An die Vitamine D3 und B12 denken

Vitamin D3 zeichnet sich auch durch positive Wirkungen auf die psychische und mentale Stabilität von Frauen im Klimakterium aus, was den Einsatz bei Depressionen rechtfertigt.17 Zudem empfiehlt sich eine gute Vitamin-B12-Versorgung, da ein Mangel neben unspezifischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfung und Stimmungstiefs auch mit kognitiven Störungen bis hin zur Demenz und Depressionen in Korrelation steht.18–20 Praxisrelevant ist zudem, dass Vitamin-B12-Supplemente die Wirksamkeit von Antidepressiva verbessern können.21

Fazit: Supplementierung gezielt, statt pauschal

Die Gesellschaft für Biofaktoren rät bei Frauen im Klimakterium – und generell in der Patientenbetreuung – vom pauschalen Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln mit möglichst vielen Inhaltsstoffen ab. Es empfiehlt sich alternativ eine möglichst gezielte Supplementierung ausgewählter Biofaktoren, die sich nach der individuellen Symptomatik der Patientin richtet und der aktuellen Studienlage sowie Leitlinien entspricht.

Literatur

1 Leitlinie des Dachverbandes Osteologie 2017: www.dv-osteologie.org/  
2 Bolland MJ et al.: Calcium intake and risk of fracture: systematic review | The BMJ 2015, 351: doi: https://doi.org/10.1136/bmj.h4580
3 Tai V et al: Calcium intake and bone mineral density: systematic review and meta-analysis. The BMJ 2015, 351: doi: doi.org/10.1136/bmj.h4183 
4 Därr R et al.: Clinical presentation and diagnosis of osteoporosis and osteomalacia. Internist 2008 Oct, 49(10): 1170-1177
5 Mosekilde L: Vitamin d and the elderly. Clin Endocrinol 2005 Mar, 62(3): 265-281
6 Bischoff-Ferrari HA: Vitamin D in geriatric patients. Internist 2020 Jun, 61(6): 535-540
7 Bischoff-Ferrari HA et al.: A pooled analysis of Vitamin D dose requirements for fracture prevention. NEJM 2012, 367: 40-49
8 Dawson-Hughes B: Vitamin D and muscle function. J Steroid Biochem Mol Biol 2017 Oct, 173: 313-316
9 Keum N et al.: Vitamin D supplementation and total cancer incidence and mortality: a meta-analysis of randomized controlled trials. Ann Oncol. 2019, 30(5): 733-743
10 Pilz S et al.: Association of vitamin D deficiency with heart failure and sudden cardiac death in a large cross-sectional study of patients referred for coronary angiography. J Clin Endocrinol Metab 2008, 93: 3927-3935
11 Pilz S et al.: Effects of Vitamin D on Blood Pressure and Cardiovascular Risk Factors: A Randomized Controlled Trial. Hypertension 2015, 65: 1119-1201
12 Ausführliche Informationen zur Labordiagnostik von Vitamin D3: www.gf-biofaktoren.de
13 Classen HG, Kisters K: Magnesium and osteoporosis. Trace Elem and Electrolytes 2017(34): 100-103
14 Weitere Informationen zu Magnesium, auch zur Diagnostik eines Mangels finden Sie unter www.gf-biofaktoren.de und www.ganzimmun.de
15 Veronese N et al.: Dietary magnesium intake and fracture risk: data from a large prospective study. Br J Nutr 2017 Jun, 117(11): 1570-1576
16 Willis KS et al.: Vitamin D status and biomarkers of inflammation in runners. Open Access J Sports Med 2021, 3: 35-42
17 Manoy P et al.: Vitamin D Supplementation Improves Quality of Life and Physical Performance in Osteoarthritis Patients. Nutrients 2017 Aug, 9(8): 799
18 Moorthy D et al.: Status of vitamins B-12 and B-6 but not of folate, homocysteine, and the methylenetetrahydrofolate reductase C677T polymorphism are associated with impaired cognition and depression in adults. J Nutr. 2012, 142: 1554-1560
19 Morris MS et al.: Vitamin B-12 and folate status in relation to decline in scores on the mini-mental state examination in the Framingham heart study. J Am Geriatr Soc. 2012, 60: 1457-1464
20 Tiemeier H et al.: Vitamin B12, folate and homocysteine in depression: the Rotterdam Study. Am J Psychiatry 2002, 159: 2009-2101
21 Syed EU et al.: Vitamin B12 Supplementation in Treating Major Depressive Disorder: A Randomized Controlled Trial. Open Neurol J 2013, 7: 44-48

Dr. Daniela Birkelbach
Gesellschaft für Bio­faktoren e. V.
daniela.birkelbach(at)gf-biofaktoren(dot)de
www.gf-biofaktoren.de

  • Weitere Informationen: www.gf-biofaktoren.de oder in dem Review: Frank J, Kisters K, Stirban OA, Lorkowski S, Wallert M, Egert S, Podszun MC, Pettersen JA, Venturelli S, Classen HG, Golombek J. The role of biofactors in the prevention and treatment of age-­related diseases. Biofactors 2021;47:522–550, IF 6.113
  • Die Gesellschaft für Biofaktoren e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der das Ziel verfolgt, die wissenschaftlichen Grundlagen der Therapie und Prophylaxe mit Biofaktoren zu fördern.